Andacht vom 28.06.2007:
Spieglein, Spieglein ...
Bezalel fertigte auch das Wasserbecken mit seinem Gestell aus Bronze an. Dazu verwendete er die Bronze aus den Spiegeln der Frauen, die am Eingang des Zeltes der Begegnung ihren Dienst taten. 2. Mose 38,8 (Hoffnung für alle)
Morgens der erste Blick in den Spiegel verrät: schon wieder zehn Jahre älter! Mein Gesicht, mal wieder passend zum Faltenrock - was für ein Frust! Da hilft es wenig, sich auf "innere Werte" zu besinnen! Aber die morgendliche Enttäuschung vor dem Spiegel soll ein reines Frauenproblem sein. Angeblich lächeln Männer ihrem Spiegelbild erfreut zu und stärken sich an ihrem Anblick, während sich 70 % der Frauen im Spiegel dicker und hässlicher finden, als sie objektiv sind. Vielleicht messen wir Frauen uns zu oft an den falschen Vorbildern, den zurechtgemachten und geschönten Models? Die israelitischen Frauen, die damals rund um das heilige Zelt arbeiteten und lebten, haben offensichtlich ihre Spiegel hergeschenkt. Zu welchem Zweck? Daraus wurde ein großes Wasserbecken gebaut, in dem sich die Priester regelmäßig waschen mussten. Diese rituellen Waschungen sind ein Bild für das, was Gott an uns tut, wenn er uns die Schuld vergibt und uns von dem reinigt, was uns von ihm trennt (siehe Jes 1,16-18; 1 Jo 1,9): verkehrtes Verhalten, falsche Einstellungen, böse Wünsche und Begierden, egoistische Entscheidungen, Groll und Bitterkeit, Habgier und Neid.
Und wie kann das praktisch geschehen? Im Wasser des Beckens spiegelte sich ein Stück Himmel. Wenn unser Spiegel den richtigen Winkel hat, dann sehen wir nicht mehr uns selbst mit all den Pickeln und Falten, sondern das Licht. Jesus will unser Leitbild sein. Seinen makellosen Charakter hat er hier auf der Erde gezeigt.
Aber nicht nur das: Er selbst will uns verändern, möchte uns ihm ähnlich machen. Wie geschieht das? "Wir alle sehen in Christus mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit Gottes wie in einem Spiegel. Dabei werden wir selbst in das Spiegelbild verwandelt und bekommen mehr und mehr Anteil an der göttlichen Herrlichkeit. Das bewirkt der Herr durch seinen Geist." (2 Ko 3,18 GNB) Während der Blick auf uns selbst uns mutlos macht, wird uns der beharrliche Blick auf Jesus verändern. Durch Ansehen werden wir verwandelt.
Es kommt also darauf an, dass durch unsere Beschäftigung mit dem Wort Gottes (insbesondere den Evangelien) ein Bild von Jesus vor unserem inneren Auge entsteht, das uns durch seinen Glanz und seine Intensität beeindruckt und in unserem Denken und Handeln seine Spuren hinterlässt.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
